Internet-Trends bei Jugendlichen, YouNow und die aktuelle James-Studie 2014

Gestern war Safer Internet Day und anfangs Februar ist der Ergebnisbericht der JAMES-Studie (Schweizer Pendant zur JIM-Studie) 2014 erschienen. Einige der Resultate finde ich spannend und erwähnenswert. In diesem Zusammenhang möchte ich ebenfalls zum aktuell heiss diskutierten Internetphänomen YouNow Stellung nehmen.

Zuerst einmal zur JAMES-Studie von Willemse et al (2014):

98% der Schweizer Jugendlichen besitzen ein Handy (vgl. ebenda, S. 15) und 99% haben Zugang zum Internet zuhause (vgl. S.14). Das Argument, dass man die Smartphones wegen Chancengleichheit im Unterricht auf der Sek I-Stufe nicht einsetzen kann, ist somit offiziell haltlos.

So überholte YouTube Facebook und ist neu Spitzenreiter der beliebtesten Internetseiten (vgl. ebenda, S.28). Wobei Facebook bei den angemeldeten Nutzern bei sozialen Netzwerken immer noch Spitzenreiter vor Instagram und Google+ (vgl. ebenda, S.41). Was mich beim Lesen etwas überraschte, war, dass man in der Studie  das aktuelle Phänomen younow.com nicht erfasst hat.

Younow.com ist das aktuelle Internet-Phänomen der Jugendlichen. Jugendliche präsentieren sich live per Webcam im Internet. Jeder kann ihnen online dabei zusehen und Kommentare, Fragen oder Aufforderungen per Chat-Funktion schreiben. Gemäss den Nutzerbedingungen dürfe man die Plattform erst mit 13Jahren benutzen, sexuelle Handlungen, Nacktheit, Drogen präsentieren  und das Preisgeben von privaten Kontaktangaben wäre verboten. Ja, ich schreibe gerade sehr bewusst im Konjunktiv. Über all diese Tatsachen schreiben gerade diverse Journalisten (z.B. Die Welt, Spiegel Online, ZDF oder Blogger Bob Blume) , welche sich als „Zuschauer“ im Selbstversuch auf der Plattform umgesehen haben. Offensichtlich geben Jugendliche auf diesen Plattformen sehr Persönliches über sich preis. Ist das Naivität, Gleichgültigkeit oder Rebellion gegenüber dem Lieblingswort der Erwachsenen „Datenschutz“, Gruppendruck („Wenn es andere ja auch machen, kann es ja nicht so schlimm sein.“) oder die Suche nach Liebe, welche mit Likes und Klicks gleichgesetzt wird?

Egal was der Grund bei den Jugendlichen für dieses Phänomen ist, die Erwachsenen reagieren alle gleich. Sie sehen die Gefahren: Die Daten werden freigegeben, „einmal im Internet, immer im Internet“, was passiert mit diesen Videos?, die Plattform wird einige unerwünschte Zuschauer anziehen. Unerwünschte Zuschauer, damit meine ich, sowohl Pädophile, aber auch Einbrecher. Die Jugendlichen geben mehr Preis als nur sich selber und das Erzählte. Je nachdem wie die Kamera positioniert ist, geben die Videos auch einiges über den Raum preis. Beide der ebenerwähnten Zuschauer will wohl keiner auf seinem Kanal oder auf dem Kanal der eigenen Kinder.

Was kann man als Eltern, Grosseltern, Patentante,… oder Lehrperson dagegen tun? Medienerziehung ist ein langer Prozess, welcher uns Erwachsene immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Kinder und Jugendliche sollte man von klein auf in ihrer Mediennutzung begleiten, sie sollte altersadäquat sein und je nach Alter im Internet mit einem entsprechenden Internetschutzfilter (z.B. Windows Family Safety, Apple Kindersicherung  oder beim Internetanbieter nachfragen) gesichert sein. Grundsätzlich finde ich es wichtig mit den Kindern und Jugendlichen über ihre Mediennutzung im Dialog zu sprechen. Wir sollten sie fragen, weshalb sie zum Beispiel YouNow nutzen oder warum dies für sie spannend ist. Natürlich sollte man ihnen im Anschluss auch klar die Gefahren aufzeigen.
Durch die regelmässige Thematisierung dieser Themen fragt das Kind/ der Jugendliche im Zweifelsfall auch eher mal nach bei Unsicherheiten.
Die digitalen-Helden.de haben ebenfalls einige mögliche Ansätze zur Thematisierung von YouNow aufgelistet.

Zum Thema Medienbildung von den kleinen bis zu den grösseren Kindern kann ich euch das Buch „Medien-Kids“ von Eveline Hipeli empfehlen.

Quelle:
Willemse, I., Waller, G., Genner, S., Suter L., Opplinger S., Huber, A.-L& Süss, D. (2014). JAMES – Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Zürich: Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

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