Liebe Leser
Der heutige Blogbeitrag handelt nicht von Tools, Apps, Links oder Tagungen. Wer mir auf Twitter folgt weiss, dass ich am Dienstag jeweils beim #EdchatDE mitmache. Am 26. April 16 wurde zum Thema „Stress- und Zeitmanagement für Lehrer“ diskutiert. Nun forderte Herr Mess die bloggenden Lehrpersonen zu einer Blogparade auf. Dabei stehen diese Leitfragen des eben erwähnten #EdchatDE im Zentrum:
Welche Situationen im Schulalltag empfindest du persönlich als belastend?
Welche Strategien hast du dir zurecht gelegt, um mit derartigen Situationen zurecht zu kommen?
Ich empfinde meinen Beruf und meinen Berufsalltag als Lehrerin nicht als belastend. Was bestimmt auch mit meinen Strategien „abzuschalten“ und meinem Umfeld zu tun hat. Deshalb gehe ich in meinem Beitrag zur Blogparade vor allem auf die 2. Frage ein.
Grundsätzlich „versuche“ ich Job und Privat zu trennen. Wer als Lehrperson arbeitet, weiss wieso ich das Verb „versuchen“ verwende. Die Ausnahme bestätigt die Regel. Schlussendlich geht es mir dabei darum, dass ich beides in einer gesunden Balance halte. Dazu habe ich mir Strategien und Rituale angeeignet, welche mich dabei unterstützen:
- Der Weg zur Arbeit und nach Hause: Die wertvollste Viertelstunde des Tages ist für ich am Morgen während meines Arbeitsweges. Diese 15 Minuten Ruhe „gehören mir“, in diesen gehe ich nochmals mental den geplanten Arbeitstag für mich durch.
- Der Arbeitsort ist die Schule: Das scheint im ersten Moment logisch zu klingen und trotzdem arbeiten viele Lehrpersonen zuhause. Unterrichtsvorbereitungen, Korrekturen, organisatorische Arbeiten mache ich vorwiegend in der Schule. Das heisst auch, das ich …
- … Arbeitszeiten bewusst einplane(n): Als Lehrperson ist man zeitlich relativ flexibel. Wir haben Unterrichtlektionen, welche zeitlich fixiert sind. Die restliche Arbeitszeit können wir uns selber einteilen. Diese restliche Arbeit(szeit) ist nicht zu unterschätzen und kann nicht irgendwann nebenbei auch noch gemacht werden. Deshalb setzte ich mir fixe Arbeitszeiten. Ich bin für gewöhnlich im Minimum von 8.00- 17.30 an der Schule und dies unabhängig von meinen Stundenplan. Folglich bin ich auch an der Schule, wenn ich nur am Morgen unterrichte. Je nach Pendenzenliste bleib ich dann auch mal länger oder ich gehe früher. Wie gesagt, die Ausnahme bestätigt die Regel. Durch das Einplanen der Arbeit bin ich in der Gestaltung meiner Freizeit flexibler.
- Gesunder Egoismus und bewusst Nein sagen: „Kannst du mir noch schnell das machen?“ Diese Frage kennen wir alle. Meistens wird sie irgendwo auf dem Gang gestellt und der Fragende könnte es theoretisch auch selber machen, bräuchte aber mehr Zeit dazu. Jemandem mal kurz zu helfen ist grundsätzlich kein Problem. Nur sollte es nicht zur Regel werden, ansonsten ist „nur schnell/kurz“ ein grosser Zeitfresser und man macht die Arbeit der Anderen anstelle der Eigenen. Gesunder Egoismus heisst, dass die eigene Arbeit Priorität hat. Wenn diese erledigt ist, kann man danach immer noch jemand anderem helfen. Vielleicht ist man ja auch mal über Hilfe froh.
- Freunde, welche nicht in der Schule tätig sind: Mein Umfeld hat mehrheitlich nichts mit der Schule zu tun und arbeitet in der „freien Marktwirtschaft“. In unseren Gesprächen hat das Thema Schule einen ganz anderen Stellwert, als wenn ich nur mit Lehrpersonen unterwegs bin. Natürlich sind meine Lehrer-Freunde mir auch wichtig und mit ihnen drehen sich die Gespräche auch nicht nur um die Schule. Spannenderweise haben auch diese einige (bzw. viele) Nicht-Lehrer in ihrem engen Freundeskreis.
- Wissen, dass es nicht das eine richtige Patentrezept für das „Stress- und Zeitmanagement“ gibt: Auch Strategien und Rituale müssen immer mal wieder reflektiert werden, damit sie auch zukünftig hilfreich bleiben. Das Aufschreiben/Bloggen meiner Strategien war heute für mich eine dieser Reflektionsmethoden…
Nun bin ich auf die Texte der anderen Lehrer-Blogger gespannt.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen entspannten Feierabend!
Bis bald! 🙂
‚Freunde, welche nicht in der Schule tätig sind: Mein Umfeld hat mehrheitlich nichts mit der Schule zu tun und arbeitet in der „freien Marktwirtschaft“.‘
Die sind erschreckend wichtig, merke ich auch immer wieder. Gerade, um einen etwas zu „erden“. Es geht zwar in Gesprächen mit Nicht-Lehrern auch gerne mal um Schule (vor allem, weil einige meiner Freunde da einiges aus ihrer tatsächlich ziemlich furchtbaren Schulzeit beisteuern können), aber mit einem ganz anderen Blickwinkel als mit Kollegen.
Genau, ‚um einen etwas zu „erden“‚! Der Kosmos Schule hat die eine oder andere Eigenheit und der Aussenblick kann auch mal etwas relativieren. Schön, dass es anderen Lehrpersonen auch so geht 🙂
Jeden Tag bis 17:30 Uhr in der Schule? Sehr diszipliniert! Ich hoffe, du hast dort einen richtigen Arbeitsplatz mit allen Materialien und, für mich vor allem wichtig, Internet/WLAN! Sonst würde es für mich keinen Sinn machen.
Ich arbeite oft in den Freistunden. Wenn ich aber im normalen Lehrerzimmer bleibe, schaffe ich nicht so viel wie zu Hause, da man doch immer wieder angesprochen und dadurch abgelenkt wird…
Neben dem Lehrerzimmer, welcher als Pausenraum dient, haben wir zwei Vorbereitungszimmer. Das eine davon liegt im 5. Stock und wird praktisch nur von mir genutzt. Meine analogen Materialien hab in diesem Raum, wobei meine Materialien mehrheitlich digital sind. Da arbeite ich effizienter als zu Hause.
Da wir mit BYOD arbeiten, haben wir in allen Unterrichtsräumen WLAN. Ansonsten, da hast du Recht, würde meine Arbeitsorganisation weniger Sinn machen.
Das hört sich gut an. Wird dem Lehrerrat/der Schulleitung vorgeschlagen. Danke 🙂